Um kaum ein kulinarisches Wort, ranken sich so viele Missverständnisse wie um "Curry". Was für unterschiedliche Curries (oder Currys?) gibt es eigentlich. Was genau sind Curryblätter? Ist Curry gleichzeitig auch ein Gericht? Wir klären euch auf!
Was ist Curry - gelbes Pulver für jeden Zweck
Wenn wir von "Curry" sprechen, ist meistens vom gelben Pulver die Rede, was an jeder Bratwurstbude zu finden ist. Eine Dose Currypulver ist neben Pfeffer, Paprika und Zimt das wahrscheinlich am häufigsten anzutreffende Gewürz in unseren Gewürzregalen. Genau genommen ist Curry jedoch kein Gewürz sondern eine Mischung vieler typisch indischer Gewürze.
Englisches Curry und Indisches Masala.
Entgegen der landläufigen Meinung ist "Currypulver" keine indische Erfindung, sondern ein Produkt der britischen Kolonialzeit in Indien. Britische Heimkehrenden, die den liebgewonnen indischen Aromen nacheifern wollten, erfanden die Mischung. Unter dem Namen "Curry" verbreitete sich das Pulver in der Welt und entwickelte sich in lokalen Varianten weiter. In England entstand z.B. in der indischen Restaurantszene das feurige "Madras Curry", welches einen hohen Anteil an Chili enthält und daher ungewöhnlich scharf ist. Andernorts entwickelte sich dagegen ein besonders süßes Currypulver.
In Indien gibt es universelle Gewürzmischungen unter der Bezeichnung "Curry" nicht. Gewürzmischungen werden in Indien generell "Masala" genannt. Ganz im Gegensatz zu unseren Fertigmischungen, stellt man "Masalas" aber meist vor dem Kochen individuell und auf ein bestimmtes Gericht zugeschnitten zusammen. Eines der wenigen universellen Masalas ist "Garam Masala" (siehe z.B. auch "Chai Masala"). Geschmacklich hat diese Mischung wenig mit dem uns vertrauten Curry zu tun.
Was ist Curry also genau?
Ein festes Rezept gibt es für die gelbe, aromatische Mischung nicht. Aber es gibt Zutaten, die eigentlich immer darin zu finden sind. Ein Muss in jeder Currymischung ist z.B. Kurkuma, denn das knallgelbe Pulver ist für die typische Curryfarbe verantwortlich. Andere typische Zutaten sind Bockshornklee, Kreuzkümmel und Koriander. Außerdem oft anzutreffen sind süße Fenchelsamen, Knoblauch und Ingwer, aromatische Gewürze wie Nelken, Zimt, Kardamom, Muskat, Senf, Pfeffer, Cayenne Pfeffer oder Chili.
Curry als Soulfood von Indien bis zu den Philippinen
Die Brit:innen nannten nicht nur das gelbe Gewürzpulver "Curry", sondern auch indisch inspirierte Gerichte, die damit gekocht wurden. "Curry" ist daher mittlerweile ein Sammelbegriff für allerlei herzhafte Gerichte mit stark gewürzten Sauce. Angefangen bei Lammcurries, über Fisch- und Gemüsecurries, bis hin zu Linsen- und Kichererbsencurries ist alles denkbar. Curries findet man nicht nur in Indien, sondern in auf der ganzen Welt.
Indische Curries
Das Wort "Curry" (oder "Kari") wird mittlerweile auch in Indien genutzt. Im Alltag nennen Inder:innen ihr Essen aber lieber gleich beim Namen und haben z.B. Lust auf "Korma", "Rogan Josh", "Vindaloo" oder "Butter Chicken". In Indien unterteilt man Curries weiter in "wet Curries" (feuchte Curries) und "dry Curries" (trockene Curries).
"Wet Curries" sind eine Art Eintopf. Fleisch und Gemüse schwimmen in einer Sauce aus vielen Gewürzen, Zwiebeln und einer Basis aus Tomaten, Kokosmilch oder Joghurt. "Dry curries" sind dagegen Curries bei denen die Flüssigkeit zum Ende der Kochzeit weitestgehend verdampft ist und nur eine sämige Paste aus Gewürzen und anderen Aromen zurück bleibt.
Thailändische Curries
Wenn es um rote, grüne oder gelbe Curries geht befindet man sich in der Thailändischen Küche. In Thailand basieren Curries auf Gewürzpasten und Kokosmilch. Anders als in Indien, werden die Gewürzpasten hauptsächlich aus frischen Zutaten wie Chilis, Galgant, Schalotten, Zitronengras und Kaffirlimette hergestellt. Deswegen schmecken Thai-Curries sehr frisch und haben einen ausgeprägten Zitrus Duft. Neben Kreuzkümmel und Koriander werden in der Regel keine getrockneten Gewürze verwendet. Eine Ausnahme ist jedoch die persisch inspirierte "Massaman Currypaste", in der aromatische Gewürze wie Kardamom, Nelken und Zimt zu finden sind.
Nonya-Curries
Für Curry-Liebende lohnt sich auch ein Blick hinter die indische und thailändische Küche. Immer einen Versuch Wert sind z.B. die Curries der Nonya-Küche wie z.B. das bekannte indonesische "Rendang Curry". Nonya Curries werden traditionell in Singapur, Malaysia und Indonesien gekocht und bauen geschmacklich stark auf erdigen Kurkumapulverb und Koriandersamen auf. Daneben sorgen frischer Ingwer, Galgant, Kaffirlimettenblätter und Zitronengras für die nötige Frische. Die Nonya-Küche ist übrigens eine Fusion chinesischer und malayischer Kochkünste. Wundert euch also nicht, wenn ihr chinesisches Fünf-Gewürz-Pulver entdeckt.
Currykraut und Curryblätter
Wenn Curry eine Mischung verschiedener Gewürze ist, was hat es dann mit Curryblättern auf sich? Und was bitte ist Currykraut?
Curryblätter
Curryblätter sind in Indien bzw. Sri Lanka heimisch. Sie tragen ihren Namen aber nicht etwa, weil man aus ihnen Currypulver herstellt oder sie nach Currypulver duften. Man nennt sie vielmehr Curryblätter, weil Sie traditionell zum Würzen von "Curries" benutzt werden. Die Blätter haben einen frischen, zitrusartigen Duft und werden im Ganzen in Gerichten mit gegart. Ganz ähnlich zu unserem Lorbeer.
Currykraut
Bei Currykraut ist der Name Programm, denn es duftet tatsächlich nach Curry! Currykraut wächst im mediterranen Raum und ähnelt mit seinen langen silbrigen Nadeln Rosmarin. Auch wenn es die mediterrane Herkunft nicht vermuten lässt, kann man auch Currykraut sehr gut zum Würzen von Curries verwenden!